Mit der Erfindung des schnelllaufenden Motors und des Automobils legten Gottlieb Daimler und Karl Benz in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts unabhängig voneinander den Grundstein für den motorisierten Individualverkehr. Beide brachten ihre privaten Entwicklungsarbeiten mit Hilfe von Geldgebern und Teilhabern in eigene Unternehmen ein: In Mannheim gründete Benz im Oktober 1883 die Firma Benz & Co., in Cannstatt entstand im November 1890 die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG).
Um ihre Produkte bekannt und unverwechselbar zu machen, suchten beide Firmen nach einem einprägsamen Warenzeichen. Zunächst waren es die Namen der Erfinder selbst, "Benz" und "Daimler", die für den Ursprung und die Qualität der Motoren und Fahrzeuge bürgten. Doch während sich die Schutzmarke von "Benz & Cie." namentlich nicht veränderte - nur anstelle des Zahnrades von 1903 umgab ab 1909 ein Lorbeerkranz den Namen Benz -, taucht für die Fabrikate der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) nach der Jahrhundertwende der völlig neue Markenname "Mercedes" auf.
>> Der Markenname
Mercedes ist ein spanischer Frauenname und bedeutet "Gnade". Mercedes hieß auch die 1889 geborene Tochter des in Baden bei Wien und in Nizza lebenden österreichischen Geschäftsmanns Emil Jellinek. Jellinek war ein begeisterter Anhänger des technischen Fortschritts und des Automobils. Er war überzeugt, dass das Automobil die Zukunft verändern würde. Schon 1897 reiste er nach Cannstatt und bestellte seinen ersten Daimler-Wagen, einen 6-PS-Riemenwagen mit Zweizylindermotor.
Schon bald war das im Oktober 1897 gelieferte Fahrzeug mit seiner Höchstgeschwindigkeit von 24 km/h Jellinek zu langsam. Er forderte eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h und bestellte zwei Daimler "Phönix"-Wagen mit vorn liegendem 8-PS-Motor. Die beiden im September 1898 ausgelieferten Automobile waren die weltweit ersten Straßenfahrzeuge mit Vierzylindermotor.
Als Geschäftsmann pflegte Emil Jellinek gute Beziehungen zur internationalen Finanzwelt und Aristokratie: 1898 begann er, die Daimler-Automobile in den höchsten Kreisen der Gesellschaft zu vertreiben. Im Jahr 1899 lieferte die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) bereits zehn Fahrzeuge an Jellinek, 1900 waren es schon 29.
Jellinek forderte von der DMG immer stärkere und schnellere Fahrzeuge und meldete diese ab 1899 auch zu Rennveranstaltungen an - allen voran der "Woche von Nizza". Bei diesen Rennen trat er gewöhnlich unter seinem Pseudonym "Mercedes" auf, dem Namen seiner damals zehnjährigen Tochter. Diesen schon damals in Automobilistenkreisen sehr bekannten Namen benutzte Jellinek zunächst nicht als Automobilmarke, sondern als reinen Team- bzw. Fahrernamen.
Anfang April 1900 trafen die DMG und Jellinek eine Vereinbarung über den Vertrieb von Daimler-Wagen und -Motoren. Mit der Entscheidung, einen neuen Motor zu entwickeln, der "den Namen Daimler-Mercedes" führen sollte, wurde Jellineks Pseudonym auch zur Produktbezeichnung. 14 Tage später bestellte Jellinek 36 Fahrzeuge zum Gesamtpreis von 550.000 Mark - nach heutigem Geldwert rund 3 Millionen Euro. Dies war nicht nur für damalige Verhältnisse ein Großauftrag. Wenige Wochen später gab er erneut 36 Fahrzeuge in Auftrag, alle mit 8-PS-Motor.
>> Der erste Mercedes
Am 22. Dezember 1900 lieferte die Daimler-Motoren-Gesellschaft den ersten mit dem neuen Motor ausgerüsteten Wagen an Jellinek, einen 35 PS starken Rennwagen. Dieser erste "Mercedes", entwickelt von Wilhelm Maybach, dem Chefkonstrukteur der DMG, sorgte zu Beginn des Jahrhunderts für Furore. Mit seinem niedrigen Schwerpunkt, einem Pressstahlrahmen, dem leichten und leistungsstarken Motor und dem Bienenwabenkühler gilt er heute als erstes modernes Automobil.
Die "Woche von Nizza" im März 1901, bei der die eingesetzten Mercedes-Wagen in praktisch allen Disziplinen unbezwingbar waren, verhalfen Jellinek und den Fahrzeugen zu außergewöhnlicher Bekanntheit. Im März und August 1901 erschienen die Schwestermodelle 12/16 PS und 8/11 PS. Dank Jellineks weiteren Bestellungen war die Produktion des Cannstatter Daimler-Werks völlig ausgelastet.
Am 23. Juni 1902 wurde der Name "Mercedes" als Warenzeichen angemeldet und am 26. September gesetzlich geschützt. Emil Jellinek erhielt im Juni 1903 die Erlaubnis, sich fortan Jellinek-Mercedes zu nennen. "Wohl zum ersten Mal trägt der Vater den Namen seiner Tochter", kommentierte Jellinek.
>> Der Stern
Seit September 1902 verfügte die DMG über einen patentamtlich geschützten, erfolgreichen Markennamen: "Mercedes". Aber noch fehlte ein charakteristisches Warenzeichen. Da erinnerten sich Gottlieb Daimlers Söhne Paul und Adolf, dass ihr Vater einst einen Stern als Symbol verwendet hatte.
Gottlieb Daimler war von 1872 bis 1881 Technischer Direktor der Gasmotorenfabrik Deutz. Zu Beginn seiner dortigen Tätigkeit hatte er sein Wohnhaus auf einer Ansicht von Köln und Deutz mit einem Stern markiert. Seiner Frau hatte er damals prohphezeit, dass dieser Stern einmal segensreich über seinem Werk aufgehen werde.
(1942)
Der Vorstand der Daimler-Motoren-Gesellschaft griff die Anregung auf und meldete im Juni 1909 sowohl einen Dreizack- als auch einen Vierzackstern als Warenzeichen an. Beide Formen wurden gesetzlich geschützt, doch nur der Dreizackstern kam unmittelbar zum Einsatz und war ab 1910 bei den Wagen vorne am Kühler in plastisch geprägter Form zu sehen.
Der Dreizackstern sollte auch ein Symbol für Daimlers Bemühen um universelle Motorisierung "zu Lande, zu Wasser und in der Luft" sein. Im Laufe der Jahre wurde er durch verschiedene Zusätze ergänzt. 1916 war er von einem Kreis umgeben, in den vier kleine Sterne und das Wort Mercedes, oder der Name der DMG-Werke Untertürkheim bzw. Berlin-Marienfelde gesetzt waren.
Im November 1921 beantragte die DMG Gebrauchsmusterschutz für neue Varianten ihres Markenzeichens und meldete einen plastischen Dreizackstern im Ring beim Patentamt an, auch in der Ausführung als Kühlerfigur. Die Eintragung als Warenzeichen erfolgte im August 1923.